Erkennen Sie sich?
Häufig gestellte Fragen in der Paarberatung

In den zurückliegenden Jahren tauchten in unserer praktischen Arbeit mit Paaren diese und ähnliche Fragen immer wieder auf:

Wie können wir den guten Umgang miteinander in aus der Anfangszeit unserer Beziehung wieder herstellen?

Am Beginn einer Beziehung ist alles anders, ganz besonders natürlich in der Verliebtheitsphase. Später, wenn die Schmetterlingen im Bauch verflogen sind und der Alltag uns mit all seinen Anforderungen eingeholt hat, sehnen wir uns wieder nach dieser romantischen Phase zurück, in der wir uns so sehr vom anderen gesehen und verstanden gefühlt haben. Um es gleich zu sagen und möglichen Illusionen vorzubeugen: In einer langdauernden Beziehung ist es eher unwahrscheinlich, dass diese Gefühle wieder kommen.

In der Paartherapie, im Paarcoaching ist es uns ein Anliegen, Paare zu ermutigen, wieder achtsame und wertschätzende Gespräche miteinander zu führen, die Vertrautheit und Nähe fördern. Jedes Paar wird dafür sein eigenes Ritual finden, das zur jeweiligen Lebenssituation passt.

Wie kommen wir aus einem immer wieder kehrenden Streitmuster heraus?

Jeder von uns hat in den frühen prägenden Kindheitsjahren gelernt, wie man sich am besten in emotional schwierigen bis bedrohlichen Situationen schützt. Pech nur, dass das dann möglicherweise eine Verhaltensweise ist, die auf den Lebenspartner verletzend wirkt. Möglicherweise braucht einer von beiden den Rückzug, um gut bei sich bleiben zu können, der andere braucht aber dringend Antworten auf die gerade bohrenden Fragen im eigenen Inneren. Dann kommen wir in einen immer wieder kehrenden und sich verstärkenden Kreislauf, in diesem Beispiel von „Rückzug“ und „Angriff“, in eine Abwärtsspirale unserer Beziehung.

In der Paarberatung ist es hier ganz wichtig, dass Paare erfahren, wie sie umgehend aus diesem destruktiven Muster aussteigen können. Denn nur dann kann eine Basis von grundsätzlicher Ruhe und gewisser emotionaler Sicherheit geschaffen werden, um den anstehenden Prozess gemeinsam gut durchstehen zu können.

Wie können wir streiten lernen, ohne uns zu verletzen?

Unterschiedliche Ansichten sind natürlich. Sie in der Paarbeziehung ausdrücken zu können, ist wichtig, damit sie lebendig bleibt und wir uns vom anderen, so wie wir sind, angenommen, respektiert und geliebt fühlen.

Damit die Auseinandersetzung über Meinungsverschiedenheiten nicht zum verletzenden Streit führt, gilt es, bestimmte Regeln der Kommunikation zu kennen und einzuhalten. Vielen bekannt sind zum Beispiel die so genannten „Ich-Botschaften“, mit denen ich darüber spreche, wie ich das Verhalten des anderen erlebe, es aber nicht bewerte, und schon gar nicht die Person des anderen abwehre. Die Paarsitzungen sind eine gute Übung für einen solchen achtsamen Umgang miteinander.

Welche Ressourcen kann jeder von uns in die Beziehung einbringen?

Wenn es schwierig wird in unserer Paarbeziehung, sehen wir oft nur noch das Negative und übersehen, was uns gemeinsam eigentlich ausmacht als Paar. Jeder von uns hat Licht- und Schattenseiten. So wie in einem destruktiven Streitmuster unsere Schattenseiten alles andere übertönen, so gibt es doch auch die besondere Kombination unserer hellen Seiten, die zusammen etwas ganz Besonderes ergibt.

In der Begleitung von Paaren ist es immer wieder schön zu erfahren, wenn diese Ergänzung erlebbar wird. Beide fühlen sich dann ganz besonders verbunden, und auch für den anwesenden Dritten ist diese Ausstrahlung positiv berührend.

Was eint uns, und was trennt uns als Paar?

Als Paar sind wir zwei eigenständige Menschen mit unserer eigenen Persönlichkeitsstruktur, unseren Ansichten, Vorlieben und Abneigungen, unseren Interessen und Zielen.

Es wäre ganz und gar unmöglich, wollten wir uns sozusagen „gleichschalten“. Das würde immer zu Lasten unserer Persönlichkeit gehen. Paar sein heißt nicht, alles nur zusammen zu tun.

Wichtig für Paare ist zu ergründen, was die beiden Menschen ausmacht, und zu schauen, wo passen wir gut zusammen, was stärkt uns in der Gemeinsamkeit und wo liegen wir auseinander und werden das vermutlich auch nicht in Einklang bekommen.

Wir ermutigen Paare, bewusst das Gemeinsame zu pflegen und dem anderen den Raum zuzugestehen, auf anderen Gebieten seinen eigenen Interessen nachzugehen. Grundvoraussetzung ist dabei, dass das in gegenseitigem Einverständnis geschieht. Das setzt einen Prozess der Auseinandersetzung voraus, damit keiner von beiden sich mehr als nötig zurück gesetzt fühlt.

Unsere Lebenssituation verändert sich: Wie können wir die äußere Form unseres gemeinsamen Lebens mit unserer jeweiligen inneren Situation neu in Einklang bringen?

Das Leben geht weiter, wir werden älter, und so verändert sich das Leben mit uns. Die erste gemeinsame Wohnung, die Eheschließung, die Geburt und das Aufwachsen der Kinder, Hausbau oder Wohnungskauf, berufliche Veränderungen, der Auszug der Kinder, das Erleiden von Schicksalsschlägen wie zum Beispiel Krankheiten – immer wieder müssen wir uns neuen Situationen und neuen Herausforderungen stellen.

Solche zum Teil von Paaren als krisenhaft erlebten Situationen und Lebensübergänge sind häufige Themen in der Paarberatung. Immer geht es darum, die jeweilige Situation und Auswirkungen auf die beiden Partner anzuschauen. Jeder der beiden hat unterschiedliche Gefühle und Bedürfnisse, die es zu achten und bei den gefundenen Lösungen zu berücksichtigen gilt. Die emotionale Herausforderung ist oft so groß für den einzelnen Menschen, dass es ohne Begleitung schwer fällt, neben den eigenen auch die Belange des anderen angemessen zu würdigen.

Welche Regeln braucht unsere Paarbeziehung / Familie / Stieffamilie („Patchwork-Familie“)?

Jede Form des Zusammenlebens unterliegt bestimmten „Regeln“. In jeder Familie herrschen andere „ungeschriebene Gesetze“. Das hat sicherlich jeder erfahren, der neu in eine andere Familie gekommen ist. Es braucht Zeit, diese Regelstruktur zu durchschauen. Der Partner, der aus dieser Familie kommt, kann uns wenig dazu sagen, denn die Regeln sind meistens nicht bewusst.

Dann gibt es Regeln des Zusammenlebens, die sich bewährt haben und die wir zur Verbesserung unserer Kommunikation und des Miteinanders bewusst einführen können.

Insbesondere in Stief- bzw. Patchwork-Familien ist es für das Gelingen des Zusammenlebens hilfreich und entscheidend, wenn wir Regeln beachten. Es macht einen großen Unterschied, ob ich der leibliche Elternteil bin oder eben nicht. Das gilt besonders bei Kindern in der Pubertät.

Wie gehen wir mit Seitensprüngen um, und was liegt ihnen zugrunde?

Seitensprünge, auch „Außenbeziehungen“ genannt, trifft ein Paar oft bis in die Tiefe. Die sichere emotionale Basis, die feste Zweierbindung ist erschüttert. Von dem Moment an, in dem der andere Partner vom Seitensprung erfährt, ist deshalb zunächst einmal nichts mehr wie es war. Grundlegende Fragen über Vergangenheit und Zukunft der Paarbeziehung tauchen auf, nagende Selbstzweifel beim/bei der „Betrogenen“. Das Paar stürzt im schlimmsten Fall in eine tiefe Krise.

Wenn ein Paar sich in dieser Situation zu einer Paartherapie entschließt, ist es zunächst wesentlich, die starke Verletzung anzuschauen, die geschehen ist, und eine Gesprächsebene herzustellen, in der beide sich in Ruhe und Respekt begegnen können. Was verbindet uns noch? Was für gemeinsame Werte haben wir geschaffen, innere und äußere? Wie soll jetzt unser Zusammenleben aussehen? Wie gehen wir in der Zeit der Paarbegleitung mit der Nebenbeziehung um?

In unseren Augen liegt in der Krise eine große Chance zu einer Wandlung zum Besseren. Es ist möglich, dass die Außenbeziehung ein äußerer Ausdruck dafür ist, dass die Beziehung in ihrer bisherigen Form nicht mehr trägt. Dann bleibt nichts anderes übrig, als die Wahrheit anzuschauen. Was soll/muss in Zukunft anders sein, damit wir wieder eine enge vertraute Bindung erleben. Ist der Prozess gemeistert, dann sind wir tiefer verbunden als zuvor.

Diese wenigen Sätze können nur einen kleinen Überblick über den Umgang mit dem komplexen Thema geben.

Welche Vision liegt unserer Beziehung zugrunde, und was wollen wir gemeinsam als Paar erreichen?

Das sind Fragen, die sich oft im Alltag gar nicht stellen, so sehr sind wir mit den Anforderungen des täglichen Lebens ausgefüllt. Für das dauerhafte Gelingen unserer Paarbeziehung sind sie jedoch entscheidend. Oft tauchen solche Fragen auf, wenn die Kinder aus dem Haus gehen. Spätestens dann macht es Sinn, dass wir uns darüber austauschen.

In der Begleitung von Paaren legen wir auch auf die Beantwortung dieser Fragen Wert, meist stellen sie sich dann, wenn die drängenden Probleme bewältigt sind und es darum geht, die gemeinsame Zukunft bewusst zu gestalten.

Wir sind von einer schweren Erkrankung eines Partners betroffen – wie können wir als Paar und in der Familie einen gangbaren Weg mit dieser Situation finden?

Wenn ein Mensch die Diagnose einer schweren Krankheit erhält, oder wenn sich starke Einschränkungen durch eine sich schleichend verschlimmernde Erkrankung ergeben, ist das Leben des Paares und der Familie nicht mehr wie vorher. Neben den damit verbundenen Zukunftsängsten ändert sich oft auch das praktische Leben.

Auf den Erkrankten wie auch den Partner stürmen die unterschiedlichsten Gefühle ein. Der Weg bis zum Annehmen der Tatsachen ist schwer und gelingt nicht in jedem Fall.

Im Rahmen der Paarberatung können wir beiden Raum geben für die Gefühle von Ängsten und Zweifeln. Es ist hilfreich, wenn nicht sogar entscheidend wichtig, dass die Betroffenen sich nach und nach darauf einlassen, den anderen einzuweihen in das, was sie im Inneren bewegt. Dann können sie sich weiter mit dem anderen verbunden fühlen. Und in schweren Phasen ist das noch wesentlicher als in ruhigeren Zeiten.

Wie trennen wir uns fair und in gegenseitiger Achtung? Wie gestalten wir die Trennung so, dass unsere Kinder nicht mehr als nötig leiden müssen?

Unserer Meinung nach ist eine Trennung dann angezeigt, wenn die Entwicklungsmöglichkeiten der Beziehung ausgeschöpft sind. Das heißt, es ist keine Bewegung hin zu einer Verbesserung mehr zu erkennen. Wenn es dann gelingt, in Würde und Respekt auseinander zu gehen, können beide das Vergangene in Frieden hinter sich lassen und sind – nach einer Phase des inneren Verarbeitens – frei für neue Erfahrungen.

Im Paarcoaching, eigentlich müsste man nun sagen im „Trennungscoaching“ geht es unter anderem darum, die Weichen für beide und für die betroffenen Kinder so zu stellen, dass eine möglichst gute Zukunft gestaltet wird. Es geht nun nicht mehr um die verletzten Gefühle, sondern um konkrete Fragen wie die zukünftige getrennte Wohnsituation, das Erfüllen der Bedürfnisse der Kinder, den Umgang mit gemeinsam geschaffenen Werten und ähnliches. Als Begleiter sind wir nun mehr Moderatoren oder Mediatoren.

Sind gemeinsame Kinder da, wird das Paar ein Leben lang eine Elternbeziehung haben und vielfältige Gelegenheiten, sich wieder zu begegnen. Ziel ist es, auf längere Sicht so miteinander umgehen zu können, dass Begegnungen zu Familienfesten und vielleicht sogar gemeinsame Unternehmungen mit den Kindern unbefangen möglich sind. Auch für ein Paar ohne Kinder ist es für die Zukunft hilfreich, wenn sich weiterhin beide im Familien- und Freundeskreis treffen können.

Wie kann ich als Single die inneren Voraussetzungen schaffen, dass eine Begegnung im Äußeren stattfindet?

Was ist es, was einer neuen Partnerschaft im Weg steht? Bin ich vielleicht innerlich noch an einen früheren Partner gebunden? Gibt es Teile in mir, die noch so sehr die Verletzung aus einer zurückliegenden Beziehung fühlen, dass ich für mögliche neue Partner unbewusst spürbar nicht offen bin, obwohl ich mir die neue Verbindung doch wünsche?

Solchen und ähnlichen Fragen gehen wir auf den Grund, damit die inneren Hindernisse ausgeräumt werden können. Auch ist es hilfreich darauf zu schauen, was ich mir denn von meiner neuen Partnerschaft erhoffe, was meine konkreten Vorstellungen über mein zukünftiges Leben sind. Manchmal haben wir auch innerlich widerstreitende Erwartungen: Einerseits wünsche ich mir eine sehr erwachsene und unabhängige Beziehung, und dann wieder gibt es innere Anteile, die sich eher anlehnen und sich versorgen lassen möchten. Wenn wir solche Widersprüche in uns erkennen, können wir sie auflösen, und sie müssen sich nicht mehr hinderlich auswirken.